Quo vadis?

Eine kompakte Darstellung des Hürdenlaufs zum Orchestermusiker ist Möller und Popova gelungen. Über Fakten zur Musikkultur in Deutschland führen sie in die Sozialisationsbedingungen junger Musikerinnen und Musiker ein und beschreiben Ausbildungswege und Erwartungen bei zukünftige Orchestermusikern. Ihre Kritik an der einseitigen Ausbildung zum Solisten bzw. zur Solistin, die an den tatsächlichen Anforderungen von Orchestermusikern meist vorbei geht, stellen Sie folgerichtig den Bedarf von Auseinandersetzung der jungen Musikerinnen und Musiker mit soziologischen, gruppendynamischen, kommunikativen sowie dem – mit der Einschränkung auf “musik” etwas kurzgefassten – musikphysiologischen und musikpsychologischen Fragestellungen entgegen.

Insbesondere die Perspektive auf das Spannungsfeld des gefeierten Nachwuchsstars vs. Mitgliedschaft in einem Kollektiv erscheint als zentrale musikpädagogische Fragestellung treffend. Die Forderung nach pädagogischen Zusatzqualifikationen und unternehmerischen Basisfertigkeiten für Verlierer des Konkurrenzkampfes um begehrte Orchesterplätze erscheint zwar plausibel, wirkt mir jedoch zu kurz gegriffen, insbesondere, da wenig später die Aneignung praktischer Erfahrungen und methodologischen Grundwissens im Studium eingefordert wird. Musikalische Lehr- und Vermittlungsprofession wird dadurch als grundsichernde Nebensache dargestellt, der hier wiedersprochen werden muss. Studierende müssen in die Lage versetzt werden, didaktische Konzeptionen für konkrete Lernsettings zu entwickeln, dies kann nicht nur im vorbeigehen gelingen, hierfür braucht es eine umfassend angelegte berufliche Ausrichtung von jungen Musikerinnen und Musikern. Insgesamt zeigt sich dieser Beitrag zur komplexen und kompetitiven Ausbildungssituation von angehenden Orchestermusikern aber als hilfreich und interessant.

Möller, H., & Popova, D. (2011). Der Hürdenlauf zum Orchestermusiker – Sozialisation, Ausbildung und Berufseinstieg. Musikphysiologie und Musikermedizin, 18. Jg.(2), 39-46.
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